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AutorenbildMag. Anna Püspök

Schluss mit den Selbstzweifeln



Immer wieder habe ich in meiner Praxis mit Frauen* zu tun, die unglücklich sind, weil sie in Bezug auf sich selbst entweder ein ZU VIEL oder ein NICHT GENUG im Kopf haben.

Zu sensibel, zu nachgiebig, zu inkonsequent, nicht durchsetzungsfähig genug, nicht attraktiv genug, nicht mutig genug – die thematische Bandbreite der Selbstzweifel ist breit und kann sich im Prinzip auf jede erdenkliche körperliche oder charakterliche Eigenschaft beziehen.

Ein gedanklicher Idealzustand…

Jede dieser Beschreibungen impliziert einen Soll-Zustand, also ein Ideal, das die Person - häufig unbewusst - in Bezug auf sich selbst hat, an dem sie sich misst und das sie zu erreichen versucht.

Vielleicht kennst du dieses Gefühl: Du wärst gerne so eloquent wie die Kollegin, stammelst vor Publikum aber nur vor dich hin. Du wärst gerne so biegsam wie der Yogalehrer, kommst aber nicht einmal mit den Fingerspitzen auf den Boden. Du hältst dich für eine Rabenmutter, weil du deinem Kind nicht jeden Tag etwas Selbstgekochtes auftischst – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

…der in der Realität anders aussieht

Weicht nun der Ist-Zustand, also so, wie du tatsächlich bist oder dich verhältst, von diesem gedanklichen Soll ab, kann unbewusst ein Gefühl des Mangels, der Unsicherheit, der Unzufriedenheit mit dir selbst entstehen. Irgendwie wärst du gerne anders.

Ich kann solche Selbstzweifel und dieses Anders-Sein-Wollen sehr gut nachempfinden. Ich bin 1,80m groß und habe Schuhgröße 42 - also nicht gerade das, was man bei Frauen als Durchschnitt bezeichnen würde. Optisch so herauszustechen, war vor allem in der Pubertät, wo ich am liebsten anonym in der Masse verschwunden wäre, eine riesige Herausforderung.

Ich musste in meinen Körper im wahrsten Sinne des Wortes erst hineinwachsen. Es hat Jahre gedauert, bis ich nicht mehr mit eingezogenen Schultern, sondern hoch erhobenen Hauptes und meiner Körpergröße entsprechend durch die Welt gehen konnte. Sehr lange haben mich Kommentare wie „Du bist ja riiiesig!“ (als ob ich das nicht selbst wüsste 😊) sehr verunsichert und „klein“ werden lassen.

Antrieb oder Druck?

Nun muss ein gedankliches Soll ja nicht automatisch schlecht sein. Genauso kann es Antrieb und Motivation dafür sein, an sich zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln. Viel öfter mache ich aber die Erfahrung, dass sich Frauen selbst damit unter Druck setzen, ein wie auch immer geartetes Ideal erreichen zu wollen - und zwar nicht aus einer positiven Motivation heraus, sondern aus einem Gefühl des Mangels.

Der (unbewusste) Gedanke, der dem zugrunde liegt, lautet: „Ich bin NICHT gut so, wie ich bin.“, und weiter: „Ich muss anders werden, als ich bin.“ Schwierig kann es besonders dann werden, wenn du mit etwas haderst, das sich überhaupt nur schwer oder gar nicht verändern lässt.

Dem Ideal auf den Grund gehen

Wenn du dein gedankliches Idealbild nun nicht als motivierend, sondern als belastend empfindest, macht es Sinn, dem genauer auf den Grund zu gehen und zu schauen, woher dieses überhaupt kommt. Ist es wirklich dein eigener Wunsch oder sind es vielleicht gesellschaftliche Normen oder die Erwartungen nahestehender Personen, die dieses Soll so wichtig für dich machen? Hast du als Kind bestimmte Sätze gehört, die in diese Richtung gehen?

Wenn du dem Ursprung deines gedanklichen Vorbilds auf den Grund gehst, kannst du dir gleichzeitig klar darüber werden, ob dieses Idealbild überhaupt noch zu dir und deiner aktuellen Situation passt. Wenn nicht, ist es an der Zeit, dich davon zu verabschieden.

Die „Big Five“ auf dem Weg zur Selbstakzeptanz

Aber wie funktioniert das denn nun mit dem Ablegen der Selbstzweifel? Die folgenden 5 Faktoren sind zentral auf dem Weg zu einem entspannteren Umgang mit dir selbst:

1. Akzeptanz. Deine Situation erst einmal als gegeben anzunehmen, kann dir sehr viel Erleichterung bringen. Dabei geht es nicht darum, sie auch gut zu finden – es ist gedanklich eher ein „Es ist, wie es ist“. Dazu gehört übrigens auch, zu akzeptieren, dass du Selbstzweifel hast 😊.

2. Vertrauen. Glaube an dich und deine Fähigkeiten – auch und gerade dann, wenn es sonst niemand tut. Mach dir bewusst, was du alles kannst, was du auch jetzt bereits alles gut machst. Dazu gehören auch Dinge, die dir selbst normal oder unwichtig erscheinen. Für Andere sind sie das vielleicht nicht.

3. Geduld. Nachhaltige Veränderung geht üblicherweise nicht von heute auf morgen. Sei geduldig mit dir und erlaube dir Rückschläge. Es muss nicht immer alles sofort funktionieren.

4. Wertschätzung. Geh liebevoll mit dir selbst um - gerade dann, wenn du dich ohnehin in Frage stellst und klein fühlst. Selbstfürsorge in Form eines sich Tröstens und (gedanklichen oder tatsächlichen) in den Arm Nehmens wirkt wie ein Pflaster auf die Seele und schenkt dir Kraft.

5. Humor. Über die eigenen Unzulänglichkeiten auch einmal lachen zu können, nimmt einiges von der Schwere, von der die Selbstzweifel oft begleitet werden. Frei nach Viktor Frankl, der gesagt hat: „Ich muss mir von mir selbst nicht alles gefallen lassen“.

Du selbst sein dürfen

Um sich mit seinen Selbstzweifeln auseinander zu setzen, braucht es schon ein bisschen Durchhaltevermögen und den Mut, genauer hinzuschauen. Am Ende wirst du dafür aber reich belohnt, wenn anstelle von Selbstzweifeln schließlich ein Gefühl der Erleichterung tritt. Die strahlenden Gesichter der Frauen, wenn sie das erste Mal von ganzem Herzen über sich selbst sagen können „Ich bin gut, so wie ich bin“, sprechen Bände.


 

Möchtest du anstelle von Selbstzweifeln einen liebevolleren Zugang zu dir selbst finden? Kontaktiere mich gerne für ein Gespräch!

*Aus meiner Erfahrung heraus betrifft das Thema Selbstzweifel häufig Frauen. Selbstverständlich dürfen sich auch Männer von diesem Beitrag angesprochen fühlen!

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