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  • AutorenbildMag. Anna Püspök

Die Natur als Therapeutin



Kaum ist der Frühling da und die ersten warmen Tage ziehen ins Land, treibt es die Menschen in Scharen hinaus in die Natur. Man ist hungrig nach Sonnenstrahlen und frischem Grün und beobachtet fasziniert die blühenden Bäume und sprießenden Pflanzen. Nach einem Tag an der frischen Luft kommt man meistens erholt, ausgeglichen und gut gelaunt nachhause.

Doch was ist es genau, das die Natur zu einer solchen Kraftquelle für uns Menschen macht?

Kraftquelle Natur

Dass die Natur die Seele berührt, darüber schrieben die Dichter bereits vor über 200 Jahren: Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Begriff der „Waldeinsamkeit“ geradezu zu einem Schlüsselwort. Der junge Dichter zog in die Wälder, und dort, alleine mit sich selbst inmitten überwältigender Natur, begegnete er seinen innersten Sehnsüchten, Ängsten und Wünschen, die er dann poetisch aufs Papier brachte.

Was dem zugrunde liegt, hat bis heute nichts von seiner Kraft eingebüßt. Umweltpsychologen nennen es „Being Away“ – „Wegsein“. Dieser Begriff beschreibt den Effekt, der sich bei uns einstellt, wenn wir uns in naturnahen, unberührten Landschaften aufhalten: es gelingt uns, Abstand von gesellschaftlichen und sozialen Problemen zu gewinnen.

Die AutorInnen des Buches „Achtsamkeit in der Natur“ haben die Ergebnisse eigener Umfragen und umweltpsychologischer Forschung kombiniert und 17 Punkte identifiziert, die gut zusammenfassen, wie sich der Naturkontakt auf die menschliche Psyche auswirkt:

Wirkung der Natur auf die Psyche

  1. Abstand: Das bereits erwähnte „Being Away“; Natur ermöglicht es, Abstand vom Alltag zu gewinnen.

  2. Sorglosigkeit: Natur als Ort, an dem die Sorgen kleiner werden.

  3. Nicht-Responsivität: In der Natur sind keine Ansprüche zu erfüllen; man muss nicht ständig mit Anderen interagieren und kommunizieren, wie es im Alltag oft der Fall ist.

  4. Ruhe: Natur ist ein Ort der Ruhe und Erholung, sie unterstützt die Regeneration und Entspannung.

  5. Weite: In der Natur kann man Weitblick und Aussicht genießen, was auch den inneren Horizont öffnet.

  6. Sinnlichkeit: Das Staunen über die Vielfältigkeit der Natur, ihre stetige Veränderung, ihre sinnliche Intensität.

  7. Nicht denken müssen: Natur hilft dabei, kreisende Gedanken loszulassen und den Kopf frei zu bekommen.

  8. Gut denken können: In der Natur sortieren und verändern sich die Gedanken, es entstehen neue Ideen.

  9. Kraft schöpfen: Die Natur ist Kraftquelle, man kann in ihr Kraft tanken.

  10. Schönheit: Natur bietet die Möglichkeit, sich auf schöne und grundlegende Dinge zu konzentrieren, die Vielfalt von Farben und Formen wahrzunehmen.

  11. Stimmigkeit: Die Natur wird als eine Vielfalt in ihrem sinnvollen Zusammenwirken erlebt, als Sinnhaftigkeit und heile Welt.

  12. Das Geheimnisvolle: Die Natur ist irgendwie immer neu, es gibt viele Geheimnisse zu entdecken.

  13. Ursprünglichkeit, Wirklichkeit, Dasein: In der Natur sein bedeutet, auf festem Boden zu stehen, aus dem Kopf in die Wirklichkeit zu kommen; Natur bedeutet, das Ursprüngliche zu erleben, die Elemente des Seins direkt erfassen zu können.

  14. Verbundenheit: Das Empfinden einer Verbundenheit mit dem Wesentlichen, mit der Schöpfung, mit dem Kreislauf von Leben und Tod.

  15. Trost: Natur bedeutet eine Distanzierung und Relativierung von dem, was einem schwer erscheint, und spendet auf diese Weise Trost.

  16. Vergänglichkeit und Vertrauen in die Zukunft: Die Zuverlässigkeit, dass sich die Natur stets in ihrem Rhythmus bewegt, macht einem die eigene Vergänglichkeit bewusst und schafft gleichzeitig Vertrauen in eine Zukunft und einen Neubeginn.

  17. Freiheit: Natur schenkt ein Gefühl von Freiheit, sie ist eine Insel der Ruhe im stressigen Alltag.

Mit der Natur gegen Stress und Burnout

Neben diesem geistig-emotionalen Erleben gibt es auch eindrucksvolle wissenschaftliche Nachweise über die Heilkräfte der Natur auf unseren Körper und über die Natur als wirkungsvolles Anti-Stress-Mittel (leicht verständlich zusammengefasst in den Büchern des Biologen und Autors Clemens G. Arvay). Wie Stress im Körper genau entsteht, kannst du in meinem Blogartikel "Dein Körper ist, was du denkst" nachlesen.

Um die Stresssymptome im Körper zu reduzieren und dadurch die seelische und körperliche Gesundheit zu fördern bzw. aufrecht zu erhalten, lautet das Ziel, die Balance in dem aus dem Gleichgewicht geratenen vegetativen Nervensystem wiederherzustellen. Dieses besteht in wesentlichen Teilen aus dem Nerv der Erregung (Sympathikus) und seinem Gegenspieler, dem Nerv der Ruhe (Parasympathikus).

Bei einem überaktiven Sympathikus (wie es in Stresssituationen der Fall ist) gilt es also, den Parasympathikus zu stärken. Dazu kann die Kraft der Natur genutzt werden: Forscher haben herausgefunden, dass ein Aufenthalt in der Natur den Nerv der Ruhe deutlich messbar in Gang setzt.

Doch nicht nur das, bereits Bild- und Tonaufnahmen von Bäumen, Wäldern und Vögeln haben einen ebensolchen Effekt. Der Grund für die Wirksamkeit des „Baumblicks“ liegt darin, dass das limbische System im Gehirn, mit dem der Parasympathikus verbunden ist, auch über eine direkte Verbindung zu unseren Wahrnehmungsorganen verfügt.

Sämtliche Sinneseindrücke wirken sich also, je nachdem, entweder auf den Nerv der Erregung oder auf den Nerv der Ruhe (in diesem Fall auf letzteren) aus. Selbstverständlich gibt es auch in der Natur Eindrücke, die Stressreaktionen auslösen können – insgesamt überwiegen die positiven Effekte allerdings deutlich.

Nicht immer kann die Natur den Gang zum Arzt oder Psychologen ersetzen, aber sie ist in jedem Fall eine wertvolle Hilfe, um Körper, Geist und Seele gesund zu halten.

Was macht für dich die Faszination Natur aus? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

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