Drehen sich deine Gedanken manchmal so schnell im Kreis, dass es dir schwerfällt, abzuschalten und zur Ruhe zu kommen? Kannst du schöne Momente gar nicht bewusst genießen, weil du mit deinem Kopf ständig woanders bist?
Ich möchte dir hier eine Übung zeigen, die ursprünglich aus dem Achtsamkeitstraining kommt und die ich auch in meinen Workshops gerne durchführe. Ich nenne sie den "Minzen-Moment". Mithilfe dieser Übung schaffst du es, innerhalb weniger Minuten deine Gedanken zu beruhigen und deine Aufmerksamkeit wieder auf das Hier und Jetzt zu lenken.
Du brauchst dafür:
Ca. 10-15 Minuten Zeit
Ein Blatt frische Minze. Wenn du keine Minze daheim hast, kannst du auch ein anderes Küchenkraut wie Basilikum, Zitronenmelisse und ähnliches oder auch eine Rosine bzw. eine Nuss verwenden - wichtig ist nur, dass es essbar ist.
Eine zweite Person, die dir den unten stehenden Text langsam vorliest. Falls du etwas Anderes als Minze für die Übung verwendest, bitte diese Person, den Text entsprechend anzupassen.
Lass dir die folgende Anleitung bitte von der zweiten Person vorlesen:
Übung: "Der Minzen-Moment"
Setz dich bequem hin und leg das Minzblatt vor dir ab. Atme ein paar Male ganz bewusst in deinem eigenen Tempo ein und aus.
Nimm jetzt das Minzblatt zwischen deine Finger. Wenn du willst, kannst du die Augen schließen. Beginne, das Blatt mit voller Aufmerksamkeit zu ertasten. Wie fühlt sich die Oberfläche des Blattes an? Ist sie rauh oder eher samtig? Behaart? Ist das Blatt weich oder eher fest? Welche Konturen kannst du spüren?
Führe jetzt das Blatt an deine Nase und riech daran. Welche Duftfacetten kannst du wahrnehmen? Ist der Duft stark oder eher schwach ausgeprägt? Woran erinnert dich der Geruch? Tauchen vielleicht Szenen aus deinem Leben dazu auf? Was lösen diese Erinnerungen in dir aus? Bemerke einfach nur, was in dir passiert und wie du darauf reagierst.
Öffne jetzt die Augen und schau dir das Blatt genau an - so, als hättest du noch nie in deinem Leben ein Minzblatt gesehen. Was siehst du? Wie schaut die Oberfläche des Blattes aus, wie seine Struktur? Welche Farbschattierungen kannst du erkennen? Halte das Blatt gegen das Licht. Was kannst du jetzt sehen und woran erinnert dich das, was du siehst?
Führ jetzt das Blatt an dein Ohr. Wenn du es zwischen deinen Fingern ein bisschen hin und her bewegst, was hörst du? Vielleicht raschelt es?
Berühr jetzt das Blatt mit deinen Lippen und beginne, es mit den Lippen zu ertasten. Was spürst du? Vielleicht kitzelt es? Kannst du die Struktur des Blattes ertasten oder fühlt es sich anders an? Was passiert in deinem Mund? Entsteht vielleicht mehr Speichel? Nimm einfach nur wahr, was passiert.
Öffne jetzt den Mund und leg das Blatt auf deine Zunge. Schließ den Mund und fang an, das Blatt mit deiner Zunge zu erforschen. Bitte noch nicht draufbeißen, erst einmal nur wahrnehmen. Wie schmeckt das Blatt? Wie erwartet oder anders, vielleicht gar nicht? Wie fühlt sich das Blatt im Mund an? Verändert es sich mit der Zeit? Wie reagiert dein Mund, erhöht sich der Speichelfluss?
Beiß jetzt bewusst ein- oder zweimal auf das Blatt und beobachte, wie sich der Geschmack verändert. Wie schmeckt das Blatt jetzt? Wie breitet sich der Geschmack in deinem Mund aus? Ist er intensiv oder eher mild? Woran erinnert dich der Geschmack des Minzblattes? Bemerke, ob du den Impuls spürst, weiterkauen zu wollen. Nimm den Impuls wahr, ohne gleich darauf zu reagieren. Koste den Geschmack des Blattes.
Zerkau jetzt das Minzblatt. Kau langsam. Beobachte, wann das Blatt aufhört, ein Blatt zu sein.
Wenn du das Blatt schlucken willst, achte darauf, wie deine Zunge den Schluckvorgang vorbereitet, indem sie alle Einzelteile des Blatts im Mund zusammensammelt. Wenn du schluckst, beobachte, bis zu welcher Stelle du das Blatt nach dem Schlucken noch spüren kannst. Wann hört deine Wahrnehmung des Blattes auf?
Nimm jetzt wahr, wie die Zunge nach dem Schluckvorgang den Mund reinigt – etwas, das wir selten bewusst erleben. Nimm wahr, wie die Zunge jetzt vom Speichel gespült wird und sich so selbst reinigt. Wie verändert sich der Geschmack in deinem Mund?
Nimm dir jetzt noch ein paar Momente Zeit und spür in dich hinein. Hast du auf diese Weise schon einmal etwas erforscht und gegessen? Welche Unterschiede bemerkst du, verglichen mit deinem normalen Essvorgang? Was hast du wahrnehmen können und wie hast du das empfunden? Was hat dich überrascht? Welche Gefühle sind während der Übung aufgetaucht? Waren sie angenehm, oder hat es vielleicht auch Momente der Ungeduld, der Langeweile, des Widerstands oder der Gier gegeben?
Atme jetzt noch einmal ein paar Male ganz bewusst in deinem eigenen Tempo ein und aus. Damit ist die Übung beendet.
Wie hast du die Übung erlebt, wie war dein persönlicher "Minzen-Moment"? Hinterlasse mir einen Kommentar!
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